Hybrides Arbeiten und Kulturwandel meistern:
Die doppelte Change-Herausforderung – ein Weckruf für Führungskräfte
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Hybrides Arbeiten ist gekommen, um zu bleiben. Aber wenn wir ehrlich sind, hat uns diese neue Arbeitsrealität in vielen Unternehmen auch kalt erwischt. Schnell wurden Homeoffice-Regelungen eingeführt, Meeting-Tools hochgezogen und Kalender neu getaktet. Technisch gesehen hat das oft erstaunlich gut funktioniert. Aber: Die eigentliche Veränderung läuft viel tiefer – und trifft besonders eine Gruppe mit voller Wucht: die Führungskräfte.Denn hybrides Arbeiten verändert nicht nur, wo wir arbeiten. Es verändert vor allem, wie wir führen, steuern, Vertrauen geben und Leistung erkennen. Genau hier zeigt sich die doppelte Change-Herausforderung: Führungskräfte müssen nicht nur die äußeren Strukturen anpassen, sondern auch die Kultur im Team und im Unternehmen aktiv mitgestalten. Und das bedeutet: alte Muster loslassen, neue Spielregeln lernen und Unsicherheiten aushalten. Hybride Modelle zwingen viele Unternehmen zu kulturellem Wandel.
Hybrides Arbeiten ist mehr als flexible Tage und Videocalls
Viele Unternehmen haben schnell auf hybride Modelle umgestellt – meist mit Fokus auf Präsenzquoten, Ausstattung und Tools. Aber wer genauer hinschaut, spürt: Diese Modelle bringen alte Gewohnheiten ins Wanken. Plötzlich zählt nicht mehr die Sichtbarkeit im Büro als Leistungsbeweis. Führung auf Distanz zwingt dazu, Vertrauen zu geben, wo früher Kontrolle herrschte. Kommunikation wird anspruchsvoller, weil der schnelle Austausch an der Kaffeemaschine fehlt.
Und jetzt kommt der Punkt, an dem Führungskräfte oft ins Straucheln geraten: Die bisherige Führungserfahrung – geprägt von Nähe, direkter Steuerung und impliziten Erwartungen – passt nicht mehr ohne Weiteres in diese neue hybride Welt. Das erzeugt Spannungen: zwischen Anspruch und gelebter Praxis, zwischen Kontrolle und Vertrauen, zwischen Flexibilität und Struktur.
Die doppelte Change-Aufgabe für Führungskräfte: Struktur UND Kultur wandeln
Der eigentliche Hebel für den Erfolg hybrider Arbeit liegt nicht in der Technik oder Organisation, sondern im kulturellen Wandel. Und genau hier sind Führungskräfte die zentralen Akteure. Die Herausforderung: Sie müssen zwei Change-Bewegungen gleichzeitig meistern:
- Die strukturelle Veränderung:
- Neue Meetingformate etablieren
- Ergebnisse statt Anwesenheit bewerten
- Flexibilität managen ohne Chaos
- Verteilte Teams sinnvoll steuern
- Den kulturellen Wandel aktiv vorantreiben:
- Vertrauen neu definieren und leben
- Psychologische Sicherheit fördern, auch auf Distanz
- Eigenverantwortung stärken und aushalten
- Mit Unsicherheit umgehen, statt sie zu vermeiden
Beide Ebenen greifen ineinander. Wer nur die Struktur anpasst, ohne die Kultur mitzunehmen, riskiert, dass die Veränderung auf halber Strecke stecken bleibt.
Was Führungskräfte jetzt konkret tun können – hybrides Arbeiten und Kulturwandel
- Klare Spielregeln schaffen – gemeinsam mit dem Team
Hybrides Arbeiten braucht Orientierung. Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, gemeinsam mit Ihrem Team die neuen Spielregeln zu entwickeln: Wann sind wir erreichbar? Wie treffen wir Entscheidungen? Was bedeutet Leistung in unserem hybriden Kontext? Diese Klärung schafft Sicherheit – auf beiden Seiten. - Vertrauen nicht nur fordern, sondern konkret machen
„Führen über Vertrauen“ klingt gut – aber wie zeigt sich das im Alltag? Vertrauen bedeutet, Verantwortung wirklich abzugeben, nicht ständig nachzuhaken und bei Fehlern lernorientiert zu reagieren. Das ist anspruchsvoll, gerade wenn man selbst unter Druck steht. Aber genau hier entsteht kultureller Wandel. - Präsenzzeiten strategisch nutzen
Wenn Teams sich nur noch punktuell sehen, braucht es bewusst gestaltete Präsenzzeiten. Nutzen Sie diese Momente für Beziehungsarbeit, Reflexion und gemeinsames Lernen – nicht für Frontalmeetings, die auch online funktioniert hätten. Die Qualität dieser Begegnungen wird zum neuen Erfolgsfaktor. - Sich selbst weiterentwickeln
Hybride Führung verlangt neue Kompetenzen: Kommunikationsgeschick, Empathie auf Distanz, Umgang mit Ambiguität. Sehen Sie die aktuelle Situation als Einladung, Ihr Führungsverständnis weiterzuentwickeln. Nicht alles muss sofort perfekt sein – aber die Bereitschaft, zu lernen und sich zu hinterfragen, ist jetzt zentral.
Mein Impuls an alle Führungskräfte: Change beginnt bei Ihnen
Wenn hybride Arbeitsmodelle zur neuen Normalität werden, dann ist es an den Führungskräften, den Kulturwandel nicht nur zu begleiten, sondern aktiv zu treiben. Das bedeutet auch, den eigenen Führungsstil neu auszurichten, mit Ambivalenzen umzugehen und bewusst Brücken zu schlagen zwischen alten Gewohnheiten und neuen Erwartungen.
Hybrides Arbeiten ist mehr als ein organisatorisches Update. Es ist ein Kulturprozess. Und Führungskräfte sind die Schlüsselfiguren, die diesen Wandel prägen – oder bremsen. Nutzen Sie diese doppelte Change-Herausforderung als Chance, nicht nur Ihr Team, sondern auch sich selbst und Ihr Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen.
Denn: Kulturwandel beginnt nie irgendwo „im Unternehmen“. Er beginnt immer bei uns selbst.
Spüren Sie, dass Ihr Team oder Unternehmen im hybriden Arbeiten noch Potenzial nach oben hat? Lassen Sie uns sprechen. Gemeinsam finden wir Wege, wie Führung leichter gelingt, Vertrauen wächst und Kulturwandel neue Energie freisetzt.
Ich freue mich auf Ihre Nachricht.
Herzlichst,
Ihre Petra Flachsbarth
Wer tiefer einsteigen möchte
- „Jaß, L., Klußmann, A., Harth, V. & Mache, S. (2024) – Job demands and resources perceived by hybrid working employees in German public administration: a qualitative study – zeigt, welche Anforderungen und welche Unterstützungsbedürfnisse Mitarbeitende im hybriden Arbeiten in deutschen Behörden wahrnehmen, z. B. in Bezug auf Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen und Akzeptanz durch Führung.“
- „Eurofound (2025) – Shaping the future of work: Inside Europe’s hybrid work strategies – dokumentiert, wie hybride Arbeitsmodelle in Europa vermehrt mit höherer Arbeitszufriedenheit und besserem Wohlbefinden einhergehen, wenn sie bewusst gestaltet und mit Vertrauen umgesetzt werden.“
- „Handke, L. et al. (2024) – Hybrid Teamwork: What We Know and Where We Can Go – liefert einen Überblick über Forschung zu hybriden Teams, identifiziert insbesondere Herausforderungen in Koordination, Kommunikation und Vertrauen sowie Ansatzpunkte, wie hybride Teamarbeit effektiv unterstützt werden kann.“
- „Rieder, K. et al. (2025) – Hybrid work: The role of privacy fit and cooperation fit for hybrid work teams – untersucht, wie Aspekte wie Privatsphäre und die Passung von Kooperationsformen beeinflussen, wie gut Teams in hybriden Settings funktionieren, insbesondere im Hinblick auf Vertrauen und Zusammenhalt.“
- „Plester, B. A. et al. (2023) – Happiness Is ‘Being Yourself’: Psychological Safety and Organizational Fun in Hybrid Work Models – zeigt, wie psychologische Sicherheit in hybriden Arbeitsmodellen mit Erleben von Spaß, Authentizität und Wohlbefinden zusammenhängt, und welchen Einfluss Führung und Kultur hier haben.“